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Die weisse Schlange
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Описание: Brueder Grimm

Текст:

Sprecher: Lydia Herms
Spieldauer: 9m:35s
Dateigroesse: ca. 6,2 MB

Als er einen Bissen von der weissen Schlange kostet, erlangt ein Juengling die Faehigkeit, die Sprache der Tiere zu verstehen. Diese Faehigkeit und seine Hilfsbereitschaft gegenueber den Tieren zahlen sich fuer ihn aus, als er um die Hand einer Koenigstochter anhaelt ...

Die weisse Schlange

Es ist nun schon lange her, da lebte ein Koenig, dessen Weisheit im ganzen Lande beruehmt war. Nichts blieb ihm unbekannt, und es war als ob ihm Nachricht von den, verborgensten Dingen durch die Luft zugetragen wuerde.

Er hatte aber eine seltsame Sitte. Jeden Mittag, wenn von der Tafel alles abgetragen und niemand mehr zugegen war, musste ein vertrauter Diener noch eine Schuessel bringen. Sie war aber zugedeckt und der Diener wusste selbst nicht was darin lag, und kein Mensch wusste es, denn der Koenig deckte sie nicht eher auf und ass nicht davon bis er ganz allein war.

Das hatte schon lange Zeit gedauert, da ueberkam eines Tages den Diener, der die Schuessel wieder wegtrug, die Neugierde so heftig, dass er nicht widerstehen konnte, sondern die Schuessel in seine Kammer brachte. Als er die Tuer sorgfaeltig verschlossen hatte, hob er den Deckel auf und da sah er, dass eine weisse Schlange darin lag. Bei ihrem Anblick konnte er die Lust nicht zurueckhalten, sie zu kosten. Er schnitt ein Stueckchen davon ab und steckte es in den Mund. Kaum aber hatte es seine Zunge beruehrt, so hoerte er vor seinem Fenster ein seltsames Gewisper von feinen Stimmen. Er ging und horchte, da merkte er, dass es die Sperlinge waren, die mit einander sprachen und sich allerlei erzaehlten, was sie im Felde und Walde gesehen hatten. Der Genuss der Schlange hatte ihm die Faehigkeit verliehen, die Sprache der Tiere zu verstehen.

Nun trug es sich zu, dass gerade an diesem Tage der Koenigin ihr schoenster Ring fort kam und auf den vertrauten Diener, der ueberall Zugang hatte, der Verdacht fiel - er habe ihn gestohlen. Der Koenig liess ihn vor sich kommen und drohte ihm unter heftigen Scheltworten, wenn er bis morgen den Taeter nicht zu nennen wuesste, so sollte er dafuer angesehen und gerichtet werden. Es half nichts, dass er seine Unschuld beteuerte. Er war mit keinem bessern Bescheid entlassen. In seiner Unruhe und Angst ging er hinab auf den Hof und bedachte wie er sich aus seiner Not helfen koennte.

Da sassen die Enten an einem fliessenden Wasser friedlich neben einander und ruhten. Sie putzten sich mit ihren Schnaebeln glatt und hielten ein vertrauliches Gespraech. Der Diener blieb stehen und hoerte ihnen zu. Sie erzaehlten sich wo sie heute Morgen all herumgewackelt waeren und was fuer gutes Futter sie gefunden haetten, da sagte eine verdriesslich 'mir liegt etwas schwer im Magen, ich habe einen Ring, der unter der Koenigin Fenster lag, in der Hast mit hinunter geschluckt.'

Da packte sie der Diener gleich beim Kragen, trug sie in die Kueche und sprach zum Koch 'schlachte doch diese ab, sie ist wohl genaehrt.' 'Ja,' sagte der Koch, und wog sie in der Hand, 'die hat keine Muehe gescheut sich zu maesten und schon lange darauf gewartet gebraten zu werden.' Er schnitt ihr den Hals ab, und als sie ausgenommen ward, fand sich der Ring der Koenigin in ihrem Magen. Der Diener konnte nun leicht vor dem Koenige seine Unschuld beweisen, und da dieser sein Unrecht wieder gut machen wollte, erlaubte er ihm sich eine Gnade auszubitten und versprach ihm die groesste Ehrenstelle, die er sich an seinem Hofe wuenschte.

Der Diener schlug alles aus und bat nur um ein Pferd und Reisegeld, denn er hatte Lust die Welt zu sehen und eine Weile darin herum zu ziehen. Als seine Bitte erfuellt war, machte er sich auf den Weg und kam eines Tags an einem Teich vorbei, wo er drei Fische bemerkte, die sich im Rohr gefangen hatten und nach Wasser schnappten. Obgleich man sagt, die Fische waeren stumm, so vernahm er doch ihre Klage dass sie so elend umkommen muessten. Weil er ein mitleidiges Herz hatte, so stieg er vom Pferde ab und setzte die drei Gefangenen wieder ins Wasser. Sie zappelten vor Freude, streckten die Koepfe heraus und riefen ihm zu 'wir wollen dirs gedenken und dirs vergelten dass du uns errettet hast.'

Er ritt weiter, und nach einem Weilchen kam es ihm vor als hoerte er zu seinen Fuessen in dem Sand eine Stimme. Er horchte und vernahm wie ein Ameisenkoenig klagte, 'wenn uns nur die Menschen mit den plumpen Tieren vom Leib blieben! Da tritt mir das ungeschickte Pferd mit seinen schweren Hufen meine Leute ohne Barmherzigkeit nieder!' Er lenkte auf einen Seitenweg ein und der Ameisenkoenig rief ihm zu 'wir wollen dirs gedenken und dirs vergelten.'

Der Weg fuehrte ihn in einen Wald und da sah er einen Rabenvater und eine Rabenmutter, die standen bei ihrem Nest und warfen ihre Jungen heraus. 'Fort mit euch, ihr Galgenschwengel,' riefen sie, 'wir koennen euch nicht mehr satt machen, ihr seid gross genug, und koennt euch selbst ernaehren.' Die armen Jungen lagen auf der Erde, flatterten und schlugen mit ihren Fittichen und schrien 'wir hilflosen Kinder, wir sollen uns selbst ernaehren und koennen noch nicht fliegen! was bleibt uns uebrig als hier Hungers zu sterben!' Da stieg der gute Juengling ab, toedtete das Pferd mit seinem Degen und ueberliess es den jungen Raben zum Futter. Die kamen herbeigehuepft, saettigten sich und riefen 'wir wollen dirs gedenken und dirs vergelten.'

Er musste jetzt seine eigenen Beine gebrauchen, und als er lange Wege gegangen war, kam er in eine grosse Stadt. Da war grosser Laerm und Gedraenge in den Strassen, und kam einer zu Pferde und machte bekannt, 'die Koenigstochter suche einen Gemahl, wer sich aber um sie bewerben wolle, der muesse eine schwere Aufgabe vollbringen, und koenne er es nicht gluecklich ausfuehren, so habe er sein Leben verwirkt.' Viele hatten es schon versucht, aber vergeblich ihr Leben daran gesetzt. Der Juengling, als er die Koenigstochter sah, ward er von ihrer grossen Schoenheit so verblendet, dass er alle Gefahr vergass, vor den Koenig trat und sich als Freier meldete.

Alsbald ward er hinaus ans Meer gefuehrt und vor seinen Augen ein goldener Ring hinein geworfen. Dann hiess ihn der Koenig diesen Ring aus dem Meeresgrund wieder hervorzuholen, und fuegte hinzu 'wenn du ohne ihn wieder in die Hoehe kommst, so wirst du immer aufs neue hinab gestuerzt, bis du in den Wellen umkommst.'

Alle bedauerten den schoenen Juengling und liessen ihn dann einsam am Meer zurueck. Er stand am Ufer und ueberlegte was er wohl thun sollte, da sah er auf einmal drei Fische daher schwimmen, und es waren keine anderen, als jene, welchen er das Leben gerettet hatte. Der mittelste hielt eine Muschel im Munde, die er an den Strand zu den Fuessen des Juenglings hinlegte, und als dieser sie aufhob und oeffnete, so lag der Goldring darin. Voll Freude brachte er ihn dem Koenige und erwartete dass er ihm den verheissenen Lohn gewaehren wuerde.

Die stolze Koenigstochter aber, als sie vernahm, dass er ihr nicht ebenbuertig war, verschmaehte ihn und verlangte er sollte zuvor eine zweite Aufgabe loesen. Sie ging hinab in den Garten und streute selbst zehn Saecke voll Hirsen ins Gras. 'Die muss er Morgen, eh die Sonne hervor kommt, aufgelesen haben,' sprach sie, 'und darf kein Koernchen fehlen.'

Der Juengling setzte sich in den Garten und dachte nach wie es moeglich waere, die Aufgabe zu loesen, aber er konnte nichts ersinnen, sass da ganz, traurig und erwartete bei Anbruch des Morgens zum Tode gefuehrt zu werden. Als aber die ersten Sonnenstrahlen in den Garten fielen, so sah er die zehn Saecke alle wohl gefuellt neben einander stehen, und kein Koernchen fehlte darin. Der Ameisenkoenig war mit seinen tausend und tausend Ameisen in der Nacht herangekommen, und die dankbaren Tiere hatten den Hirsen mit grosser Emsigkeit gelesen, und in die Saecke gesammelt. Die Koenigstochter kam selbst in den Garten herab und sah mit Verwunderung dass der Juengling vollbracht hatte was ihm aufgegeben war.

Aber sie konnte ihr stolzes Herz noch nicht bezwingen und sprach 'hat er auch die beiden Aufgaben geloest, so soll er doch nicht eher mein Gemahl werden, bis er mir einen Apfel vom Baume des Lebens gebracht hat.' Der Juengling wusste nicht, wo der Baum des Lebens stand, er machte sich auf und wollte immer zu gehen, so lange ihn seine Beine truegen, aber er hatte keine Hoffnung ihn zu finden. Als er schon durch drei Koenigreiche gewandert war und abends in einen Wald kam, setzte er sich unter einen Baum und wollte schlafen.

Da hoerte er in den Aesten ein Geraeusch und ein goldner Apfel fiel in seine Hand. Zugleich flogen drei Raben zu ihm herab, setzten sich auf seine Knie und sagten ' wir sind die drei jungen Raben, die du vom Hungertod errettet hast; als wir gross geworden waren und hoerten dass du den goldenen Apfel suchtest, so sind wir ueber das Meer geflogen bis ans Ende der Welt, wo der Baum des Lebens steht, und haben dir den Apfel geholt. Voll Freude machte sich der Juengling auf den Heimweg und brachte der schoenen Koenigstochter den goldenen Apfel, der nun keine Ausrede mehr uebrig blieb. Sie teilten den Apfel des Lebens und assen ihn zusammen: da ward ihr Herz mit Liebe zu ihm erfuellt und sie erreichten in ungestoertem Glueck ein hohes Alter.

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